Diversität und Communities gehen Hand in Hand. Das weiß auch Anne Wiederhold-Daryanavard, Mitgründerin und künstlerische Leiterin der Brunnenpassage Wien. Die ausgebildete Schauspielerin und Organisationspsychologin bemüht sich um sozial engagierte Kunst, die einen Resonanzraum für alle schaffen soll – ohne Barrieren, ohne Zuschreibungen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Gesellschaft diversifiziert. Die großen Institutionen in der Kunst- und Kulturbranche, so die Kuratorin, reagieren nur sehr langsam auf diese Veränderung. Die gesamte Szene sei noch sehr weiß, westlich und weit davon entfernt, unsere Gesellschaft abzubilden. Seit Jahren erarbeitet Wiederhold deshalb im nationalen und internationalen Kontext Diversitätsstrategien für den Kultursektor. „Diversität zu etablieren braucht Zeit. Es ist ein nachhaltiger Prozess, der einen Paradigmenwechsel erfordert.” Auch die Wiener Kulturpolitik müsse noch mehr aufwachen: „Wir brauchen Service- und Anlaufstellen, die Kulturinstitutionen, die sich verändern wollen, beraten. Wir brauchen Schulungen für Leitungsebene, Kurator*innen, Marketing. Wir brauchen mehr unterschiedliche Stimmen, Sprachen bei den agierenden Künstler*innen sowie in den Beiräten.”
Weil ihre Expertise in der Diversität liegt, empfindet Wiederhold-Daryanavard Einordnungen zu einer bestimmten Community teilweise als problematisch. „Jeder Mensch trägt zahlreiche unterschiedliche Kontexte und Communities in sich.“ Der Kern einer Community sei aber immer derselbe und liegt für Wiederhold im Vertrauen. „Community Building verstehe ich als Strategie, um Gemeinschaften zu kreieren, ‘spaces of encounter’ zu schaffen, also Orte der Vernetzung. Orte, an denen die unterschiedlichen Menschen so sein können, wie sie sind, ohne die gesellschaftliche Zuschreibungen. Wo sie sich geschützt und miteinander wohl fühlen.”
Diese Art von Community Building betreibt Anne im Aufbau der Formate in der Brunnenpassage seit nun 15 Jahren. „Wir wollen ein öffentlicher, aber geschützter Raum sein. Bei uns geht es stark um Partizipation und um unterschiedliche Intensität, wie Menschen an zeitgenössischer Kunst teilhaben können.” Manche Formate setzen auf Spontanität im Mitwirken, andere basieren auf regelmäßigen Treffen, bis hin zu großen Produktionen, u.a. auch in großen Kulturinstitutionen der Wiener Innenstadt. Wichtig ist für Wiederhold-Daryanavard, dass Grenzen überschritten und Partnerschaften eingegangen werden – ob in der transkulturellen Kunst, im intergenerationalen Dialog oder im interdisziplinären Arbeiten; denn nur so kann ein friedliches Zusammenleben gelingen.
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